Sportkegler steigen in 2. Bundesliga ab

13.03.18 – Sieben gefallene Holzkegel beenden das vorerst letzte Heimspiel des VfL Stade in der ersten Bundesliga. Die Ära endet mit einem Durchschnittswurf. Nach zehn Jahren in der höchsten deutschen Spielklasse steigt der VfL in die zweite Bundesliga ab.

Wie so oft in dieser Saison verlieren die Stader zu Hause. 0:3 lautet das Ergebnis am Sonntag gegen den Berliner Club SG Union Oberschöneweide. Am Sonnabend wurde Hertha BSC noch mit 2:1 geschlagen, doch heute ohne Nationalspieler Ralf Schmidt blieb der VfL am Sonntag chancenlos.

„Wer seine Heimspiele nicht gewinnt, steigt ab“, sagt Dag Maibaum, der an den beiden letzten Heimspieltagen der Saison bester Stader ist. Tatsächlich gelingt es nur den Spitzenteams der Liga, regelmäßig auswärts zu punkten. Weil jede Kegelanlage ihre ganz spezifischen Besonderheiten hat, sind die heimischen Kegler, die ihre Würfe viel besser auf diese einstellen können, im Vorteil gegenüber ihren Gästen.

Viele Jahre lang war die Stader Anlage regelrecht verhasst bei den Gegnern. „Das war eine sehr anspruchsvolle Anlage“, sagt der mehrfache deutsche Meister André Franke. Regularien geben vor, wie eine Kegelbahn in der Bundesliga beschaffen sein muss. Innerhalb dieser Grenzen ist vieles möglich, erlaubt und geduldet. Die alten Bohlebahnen in Stade hatten so viele Macken, einen so speziellen Lauf, dass es für Gästeteams im Grunde unmöglich war, zu gewinnen. Die Stader kannten jede Delle, jedes Gefälle und hatten ihr Spiel zu einhundert Prozent darauf abgestimmt. Die Rechnung ging zehn Jahre lang auf: zu Hause gewinnen und auswärts den ein oder anderen Zusatzpunkt mitnehmen.

An Bahn eins quält sich Bernd Heidtmann. Mehr als 90 Mal hat er die Kugel bereits geworfen, ein paar fehlen noch zu den 120, die alle sechs Spieler einer Mannschaft während einer Partie werfen. Die sechs Einzelergebnisse ergeben das Teamergebnis. Heidtmann schmerzt die Hüfte.

Andere tragen Kniebandagen. So auch Ronald Kagelmann, der für den Kollegen eingewechselt werden könnte. „Ich hoffe, er hält durch“, sagt er.

„Wir sind alte Männer“, sagt Bert Maashöfer, der im Jahr 2008 deutscher Einzelmeister war. Der jüngste Stader in der Bundesligamannschaft ist bereits Ende 40. Alle VfL-Kegler blicken bereits auf mehr als 30 Jahre Sportkegeln zurück. Körperliche Probleme seien ein Grund, dass der VfL aktuell so schlecht kegele, sagt Maashöfer.

Nachrückende Talente? Fehlanzeige. Mangelnder Nachwuchs ist ein Problem, das viele Sportarten betrifft, Sportkegeln aber scheint regelrecht vom Aussterben bedroht. Dafür sorgt nicht nur der schlechte Ruf als Kneipensport. „Kegeln ist teuer und sehr zeitaufwendig“, sagt Dag Maibaum. Viele Kegelbahnen befinden sich in Gaststätten, wo nicht nur Miete anfällt, sondern auch der Verzehr von Speisen und Getränken obligatorisch ist.

Wer in der ersten Bundesliga kegelt, ist an elf Doppelspieltagen jeweils samstags und sonntags gefordert. Wenn der VfL auswärts ran muss, übernachten die Spieler auch auswärts. Für einen Spitzenkegler wie André Franke, der nicht nur für seinen Verein antritt, sondern überdies an Meisterschaften teilnimmt und zur Nationalmannschaft gehört, kommen im Jahr mehr als 40 Wochenenden zusammen, die er auf der Kegelbahn verbringt.

Torsten Walter wischt sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn, trinkt einen Schluck und greift die nächste Kugel. Drei Schritte Anlauf und schon rollt sie auf die neun Kegel am Ende der 26 Meter langen Bahn zu. 2,8 Kilogramm wiegt die Kugel. Um Kraft geht es beim Kegeln allerdings nicht. Die Präzisionssportart verlangt Konzentration und Koordination. Ein guter Kegler schafft es, die Kugel immer wieder mit dem richtigen Druck auf den exakt richtigen Punkt zu setzen. 120 Mal hintereinander.

Je besser der Kegler ist, desto leichter kann er sich auf die Besonderheiten fremder Bahnen einstellen und seinen Wurf an die Kehlung anpassen. In Stade scheiterten jahrelang selbst viele Spitzensportler. Als der VfL in der Saison 2009/2010 neben den Heimsiegen auch auswärts regelmäßig Erfolge feiern konnte, sprang der dritte Platz heraus. „Das war ein absolutes Highlight“, erinnert sich Dag Maibaum.

Die Erneuerung der Stader Anlage leitete im vergangenen Sommer den Anfang vom Ende ein. Die frisch geschliffenen Bohlebahnen verloren ihre charakteristischen Eigenheiten. Dennoch wähnten sich die Stader um die ehemaligen deutschen Meister Bert Maashöfer und Ralf Schmidt in guter Form, als der Deutsche Vizemeister Fehrbellin zum ersten Punktspiel anreiste. Das Ergebnis war ein Schock. Die gegnerischen Kegler übertrafen die Ergebnisse der Stader Leistungsträger mühelos. Stade verlor den Nimbus als uneinnehmbare Spielstätte. Punkt um Punkt entführten die Gegner.

Mittlerweile läuft es daheim besser für den VfL; auch weil sich das Holz im Laufe der Zeit verändert und die Bohlebahnen wieder die ehemalige besondere Kehlung bekamen. „Die erste Liga haben wir in der Hinrunde verzockt“, sagt Ralf Boldt (siehe Foto). Die Traurigkeit ob des Abstiegs ist längst einer neuen Angriffslust gewichen. Der Ehrgeiz der „alten Männer“ ist ungebrochen. In der kommenden Zweitligasaison, die im September beginnt, wollen die Stader angreifen. Die Meisterschaft und die damit verbundene Rückkehr in die erste Bundesliga ist das erklärte Ziel.

Quelle: Stader Tageblatt
Fotos: Leonie Ratje

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