Zwei Spiele in zwei Tagen: VfL mit Sieg und Niederlage
06.10.25 – Es sollte ein erfolgreiches Basketball-Wochenende für den VfL Stade mit zwei Partien innerhalb von 46 Stunden werden. Die Fans erlebten eine Berg- und Talfahrt.
Teil 1 des Plans von VfL-Trainer Joan Rallo Fernández blieb ein Traum gegen die Berlin Dreams DBV Charlottenburg. Gegen einen der Regionalliga-Titelfavoriten hieß es nach 40 Minuten 74:90 (35:48).
Mit zum Teil hängenden Köpfen verließen die heimischen Korbjäger den Sportcampus mit der Erkenntnis, dass es bis zum Platz an der Sonne noch größerer Anstrengungen bedarf, als am Einheitsfeiertag dargeboten.
„Dieses Jahr ist einfach offensiv unser Problem, da ist es eindeutig sehr holprig. Dafür sind wir defensiv echt gut dabei“, analysierte ein vom harten Kampf gezeichneter Robert Heise, dem auch 30 Minuten nach Spielende noch die Schweißperlen auf der Stirn standen, zutreffend die Situation der Hausherren.
Robert Heise mit 18 Punkten Topscorer
Der 25-jährige Routinier wusste aber neben dem Ausfall der verletzten Stammkräfte Marvin Boadu und Francesc Iturria auch die positiven Aspekte zu benennen. „Die Phase nach der Halbzeit hat auf jeden Fall gezeigt, dass wir mit einem Play-off-Kandidaten auf jeden Fall mithalten, wenn nicht sogar ihn schlagen können“ so Heise, neben Adrian Bergmann mit jeweils 18 Punkten, Topscorer des Abends.
Heise spielte damit auf die drei Minuten nach der Pause an, als die in Weiß spielenden Gastgeber zeigten, wie die nur mit acht Akteuren angereisten Hauptstädter in Bedrängnis zu bringen sind. 14:0 Punkte in 180 Sekunden und eine 49:48-Führung (23.) ließen bei den 562 Zuschauern, nach zuvor zahlreichen Fehlversuchen und Abspielfehlern durch risikobehaftete Pässe, den Glauben an einen Erfolg zurückkehren. Die Halle tobte und viele fragten sich auf der Tribüne, was der Coach seinen Akteuren wohl in der Pause ins Ohr geflüstert habe.
Iturria spielt trotz einer Knieverletzung
Mit ein Auslöser für den kurzzeitigen Wandel war der nicht erwartete Auftritt des knieverletzten Spielmachers Francesc Iturria. „Er hat mir in der Pause gesagt, es geht ein bisschen besser, aber dann konnte er nur acht Minuten spielen. Es ging danach nicht mehr“, erläuterte Coach Joan Rallo Fernández den Kurzeinsatz.
Nil Angelats mühte sich bis zu seinem Ausscheiden durch sein fünftes Foul nach Kräften, die Lücke zu füllen. Center Ryker Wuttke rackerte unter den Körben ob seiner Lufthoheit mit 2,13 Metern und traf zu hundert Prozent. Seine vier Versuche fanden den Weg ins Ziel. Wirbelwind Kerem Baysalli ärgerte sich über einige unnötige Fouls, die auch ihn früh belasteten und ihn nicht wie gewohnt zum Zuge kommen ließen.
Stade spürt die Wucht des Absteigers
Ganz anders die Gäste, die in der vergangenen Saison in der 2. Liga ProB ihre Körbe warfen. Sie klebten wie Pattex an ihren Gegenspielern, provozierten geradezu Fouls, wirkten abgezockt und sehr agil. Dreh- und Angelpunkt Jean-Louis Marley hatte in den ersten beiden Saisonspielen im Schnitt 38 Punkte gemacht. „Er ist ein Spieler, der von der Drei-Punkte-Linie heiß laufen kann und mit dem sich die Dynamik des Spiels schnell ändern kann“, hat sein Ex-Coach Lukas Varga einmal über den 31-Jährigen gesagt. Völlig zu Recht. Da darf es schon als Erfolg gewertet werden, ihn nur auf 23 Punkte mit vier Dreiern kommen zu lassen.
Trotz der Niederlage, die sich zum Ende des dritten Viertels abzuzeichnen begann (58:68), fand der VfL-Trainer lobende Worte für sein Team. „Es ist natürlich kein guter Tag, wenn du ein solches Spiel nicht gewinnst. Aber ich bin super stolz auf meine Spieler, die sehr viel Charakter gezeigt haben“, sagte Joan Rallo Fernández.
Ein Sonderlob gab es vom 41-Jährigen für einen Nachwuchsakteur und dessen Trainer. „Es ist das erste Mal in sieben Jahren, dass mit Lennart Moje ein Spieler aus der Jugendmannschaft bei uns fast 18 Minuten gespielt hat. Es zeigt, welch guten Job die VfL-Coaches machen“, erklärte Fernández.
VfL-Punkte (gegen DBV Charlottenburg): Heise 18, Angelats 18, Bergmann 15, Baysalli 13, Wuttke 8, Drochner 2
So hat Stade gegen Bremerhaven gespielt
Ein erfolgreicheres Ende nahm Teil 2 des Doppelspieltages und ließ das Wochenende für den VfL Stade versöhnlich ausklingen. Der VfL besiegte die Eisbären Bremerhaven mit 86:80 (49:39).
Den beiden früheren Eisbären Luca von Thun und Kerem Baysalli war deutlich anzumerken, dass sie sich gegen ihr früheres Team viel vorgenommen hatten. Center von Thun markierte bereits in der Anfangsphase drei Körbe in Serie, was die Halle mit wieder mehr als 500 Zuschauern in Begeisterung versetzte. Baysalli avancierte zum besten Werfer auf dem Platz mit 24 Punkten.
Nachwuchstalent wirft seinen ersten Dreier
Emotionaler Höhepunkt der Partie war dann ein Dreipunktewurf des Youngsters Lennart Moje in seinem zweiten Regionalligaspiel mit erneut 16 Minuten Einsatz bei den „Großen“.
Mit vier Punkten auf dem Konto schauen die Stader nun entspannter auf die Tabelle und erwarten am nächsten Wochenende einen weiteren Meisterschaftsfavoriten mit der SG Braunschweig in eigener Halle.
VfL-Punkte (gegen Bremerhaven): Baysalli 24, Angelats 14, Heise 12, Drochner 10, von Thun 9, Bergmann 9, Moje 4, Wuttke
Nächstes Spiel: VfL Stade - SG Braunschweig (11. Oktober, 19.30 Uhr, Sportcampus)
Quelle: Tageblatt
Foto: Jörg Struwe - picselweb.de